Die Bezeichnung Vilaricho erscheint erstmals in einer Verkaufsurkunde von 1154. Weitere Schriftstücke bestätigen, dass hier bereits 1239 eine Wassermühle betrieben wurde. Zu Ende des 13. Jh. befand sich in Villatico mit Bestimmtheit auch ein kleiner Tempel, was aufgrund von Überlieferungen, die von regelmässigen Gottesdiensten berichten, festgehalten werden kann. Erst gegen Ende des 15. Jh. wurde die Kirche San Bernardino geweiht. Dieser Prediger aus Siena, durchwanderte Italien zu Fuss und setzte sich für Kirchenreformen, soziale Gerechtigkeit sowie den Frieden zwischen den sich bekriegenden Städten ein. Auf seinem Weg ins Veltin gelangte er nach Villatico. Die letzte nennenswerte Erweiterung wurde 1896 vollzogen. Die Jahreszahl ist heute noch auf einem Rundbogen vor dem Altar lesbar.
Die Kirche war stets Zentrum des religiösen und sozialen Lebens der örtlichen Bauerngemeinschaft. Die Antike wird aufgrund des architektonischen Basilika-Stils sofort sichtbar. Die drei Kirchenschiffe sind durch einfache Säulen und Rundbogen getrennt. Der Hauptaltar wurde aus schwarzem Marmor von Varenna angefertigt. Die Wände des Altars, die Apsis und zwei Triumphbogen sind dem barocken Stil nachempfunden. Alle Fresken stammen von einem Unbekannten Autor und wurden mit der Technik des Trompe l’oeil erschaffen. Auf den Wänden ist die biblische Episode „Traum der Himmelsleiter und der Kampf mit dem Engel“, auf der gewölbten Decke „San Bernardino in der Herrlichkeit des Paradieses“ verewigt. Weiter erkennt man San Bernardino mit S. Elena und S. Margherita. Die zwei Altare der Nebenschiffe beinhalten Statuen, welche S. Giuseppe (rechts) und der Heiligen Jungfrau (links) gewidmet sind. Der Triumphbogen, welcher nach der Erweiterung des zentralen Schiffes errichtet wurde, weist ein Fresko „Christus in Gloria“ von Tagliaferri auf. Die Orgel, welche mit Bestimmtheit zur ursprünglichen Kirche gehörte, wurde nach der Erweiterung Ende des 19. Jh. von den Orgelbauern Marelli angepasst und befindet sich über dem Haupteingang. In einer Nische des linken Seitenschiffes steht das Taufbecken, wo Schwester Maria Laura Mainetti getauft wurde. Zur Zeit wird die Seligsprechung der Schwester behandelt. Auf der Südseite des Kirchenplatzes befand sich bis zum Ende des 19. Jh. der Friedhof von Villatico.
Heute erinnert eine Gedenktafel an der Aussenfassade der Kirche: “Respektiere o Colico diesen Platz, ehemals Ruhestätte Deiner Väter“.
(Textausschnitt aus Broschüre „Colico Outdoor”)